Kritikos Lagonikos

Der Kritikós Lagonikós

Drakos


Der Kritikós Lagonikós gehört zur Gruppe der Hunde vom Urtyp zur jagdlichen Verwendung (FCI Gruppe 5, Sektion 7).
Sein Herkunftsland ist die griechische Insel Kreta, wo die Rasse seit über 4000 Jahren unverändert vorkommt. Er nimmt sowohl vom Erscheinungstyp, als auch von der Verwendung her eine Mittelstellung zwischen Laufhund, Windhund und Schensihund ein. Bis vor kurzem ist man von einer Verwandtschaft mit den mediterranen Laufhunden (Cirneco del Etna, Kelb tal Fenek, Podencos und Podengos) oder den Schensihunden Zentralafrikas (Basenji) ausgegangen. Die bisher durchgeführten genetischen Untersuchungen legen jedoch nahe, dass dies nicht der Fall ist und der Kritikós Lagonikós als Rasse wesentlich älter ist als die anderen Hunde des Mittelmeerraumes. Dass diese Hunderasse bis heute überleben konnte, wird in erster Linie mit der insellagenbedingten Isolation begründet. Erst um das Jahr 1940 herum kamen andere Hunderassen nach Kreta, v.a. große Schäfer- und Wachhunde. Die traditionsbewussten Kreter aber behielten glücklicherweise ihre einheimischen Hunde, zumal sie optimal an das Gelände und das Klima angepasst sind, wenig Ansprüche an Haltung, Pflege und Fütterung stellen und gegen viele der dort vorkommenden Krankheiten resistenter sind als andere Rassen.
Während der 230 Jahre dauernden Besetzung Kretas durch die Osmanen und der sozioökonomischen Entwicklung der Insel in den letzten Jahrzehnten wurde der Bestand der Kretischen Hunde so stark dezimiert, dass die Rasse am Rande des Aussterbens stand. In den abgelegenen Gebirgsregionen, vor allem im Osten Kretas, konnte sich der Kritikós Lagonikós (auch: Kritikós Ichnilátis) in seiner Reinform erhalten.


Roka

Der Kritikós Lagonikós gilt als "Nationalhund" Kretas, und es werden ihm sagenhafte Fähigkeiten zugeschrieben. Seine Intelligenz und Anpassungsfähigkeit werden ebenso gerühmt wie seine Schnelligkeit, Geschicklichkeit und das enorme Sprungvermögen. Schon die Minoer setzten ihre Hunde zur Jagd auf die Kretische Wildziege (Agrími, Kri-Kri) und den Hasen ein, und so entwickelte die Rasse spezielle Eigenschaften, die eine optimale Anpassung an die rauen Gebirgsregionen Kretas darstellen. Die harten Zuchtmethoden in der Vergangenheit, die eine Art von natürlicher Auslese bedeuteten, ließen eine außerordentlich gesunde und langlebige Hunderasse entstehen, die sowohl in der äußeren Erscheinung als auch in Charakter und Sozialverhalten sehr ursprünglich ist.


Andartis

Lagonikós ist die griechische Bezeichnung für Windhund. Dass die Hetzjagd auf lebendes Wild auch in Griechenland verboten ist, ist nur ein Grund, warum insbesondere ein Teil der Jäger auf Kreta mit der offiziellen Namensgebung für die Rasse unzufrieden ist. Der Kritikos Lagonikos ist kein reiner Sichtjäger, wie es die Windhunde im Allgemeinen sind. Zu seinen herausragenden jagdlichen Fähigkeiten gehört auch der Einsatz des Geruchssinnes. Wegen seiner Suchintelligenz, der hohen Motivation bei der Verfolgung der Wildspuren auch unter ungünstigsten Bedingungen und der ökonomischen Jagdweise, die diese Rasse in hohem Masse kennzeichnen, wird er häufig Kritikós Ichnilátis, Kretischer Spürhund (griech.: Ιχνος = Spur) genannt. Kynologisch betrachtet ist diese Bezeichnung jedoch auch nicht korrekt, denn eine Bracke ist er definitiv nicht. Die Zuordnung in der Gruppe der Hunde vom Urtyp ist sicherlich richtig, zumal er auch von der äußeren Erscheinung her viel Ähnlichkeit mit den anderen mediterranen Rassen dieser Gruppe aufweist. Viele Kreter sagen einfach Doppios Skilos (ντόπιος σκύλος), einheimischer Hund, denn ursprünglich soll es auf Kreta keine weiteren Hunderassen gegeben haben. Der Kretische Hund wurde vielseitig verwendet, nicht nur für die Jagd auf Hasen eingesetzt, sondern auch bei der Arbeit an der Schafherde, als Bewacher von Haus und Hof und Spielgefährte der Kinder. Durch das Vorhandensein unterschiedlicher Blutlinien und verschiedener lokaler Schläge entstand eine große Variationsbreite hinsichtlich des morphologischen Typs, noch verstärkt durch die zahlreichen Farbvarianten.


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Bis in die 60er Jahre hinein wurde den Hunden kaum menschliche Fürsorge zuteil. Sie lebten den Sommer über auf sich allein gestellt in den Bergen außerhalb der Dörfer und versorgten sich selber, indem sie Hasen, Eidechsen oder andere kleine Tiere jagten, sich aber auch von Insekten, Schnecken, Wildgemüse und Früchten ernährten. Gelegentlich brachten sie ihren Besitzern erbeutete Hasen ins Haus. Offensichtlich vergaßen sie nie, wohin sie gehörten. Zu Beginn der Jagdsaison im September wurde von den kretischen Frauen das Hundebrot gebacken, eine besondere Art von Zwieback, welcher mit Olivenöl übergossen an die Hunde verfüttert wurde. Die besten Jagdhunde wurden während der Jagdsaison im Haus gehalten und bekamen das Fell, die Knochen und die Eingeweide der gefangenen Hasen, die anderen blieben bei den Schafen und Ziegen auf dem Feld. Tierärztliche Behandlung gab es keine, obwohl bereits aus minoischer Zeit belegt ist, daß Verletzungen der Hunde im Rahmen der Möglichkeiten versorgt wurden.
Wenn wir hier von "Züchtern" sprechen, meinen wir damit in erster Linie die Menschen, die sich mit dieser Rasse befassen und gelegentlich einen Wurf aufziehen. Meistens haben sie zwischen zwei und fünf Hunden. Ein Teil der Kretischen Hunde befindet sich auch heute noch in der Hand von Schäfern, die meisten werden allerdings als reine Jagdhunde gehalten. Traditionell wird die Nachzucht nur im familiären Umfeld oder an gute Freunde weitergegeben. Für Außenstehende ist es sogar meist unmöglich, diese Hunde zu sehen. War es früher die Angst vor dem "bösen Blick" durch neidische Zeitgenossen, der Unglück über Vieh und Familie bringen sollte, so ist es heute die nicht unbegründete Furcht vor Diebstahl, die viele Kreter veranlasst, ihre Hunde zu verstecken. Das wird manchmal als Grund genannt, wenn die Ohren oder sogar Ruten kupiert werden. Angeblich will man die Hunde unansehnlich machen, sie sollen nicht als reinrassiger Kritikós erkannt werden. Allerdings hat das Abschneiden der Ohrspitzen in den letzten Jahren zugenommen, was von manchen Jägern als "Tradition" bezeichnet wird. Dies entspricht gemäß den Aussagen älterer Kreter aber keineswegs der Wahrheit, obwohl man die kupierten Ohren auch auf alten Fotografien und sogar den Abbildungen der Antike sehen kann. Eine eher nachvollziehbare Begründung, die uns häufig genannt wird, ist die Gefahr von Verletzungen der Ohrspitzen an Felsen oder Dornen. Tatsächlich blutet es sehr stark und anhaltend bei Rissen der gut durchbluteten Ohrränder. Wenn die Ohren jedoch, wie im Rassestandard beschrieben, eng an den Nacken angelegt werden, kommt es nur selten zu solchen Verletzungen. Viele Leute halten das Kupieren für eine reine Modeerscheinung, der jetzt entschieden gegengewirkt wird.
Der Kritikós Lagonikós ist eine Naturrasse, "formed by function". Die auf nationaler Ebene im März 2003 erfolgte Anerkennung der Rasse und die bevorstehende internationale Anerkennung durch die FCI können sicherlich dazu beitragen, die Gefahr des Aussterbens durch Vermischung mit anderen Hunderassen zu verhindern. Sie birgt aber auch das Risiko, die Rasse zu vereinheitlichen, wobei wertvolles genetisches Potential verloren gehen könnte. Einige Züchter befürchten, dass bei einer Zucht "nach Standard" die Gebrauchseigenschaften, die über Jahrtausende das wichtigste Zuchtkriterium waren, verloren gehen könnten und haben deshalb kein Interesse an der zuchtbuchmäßigen Erfassung der Hunde, führen aber oftmals über deren Abstammung genaue Aufzeichnungen.


Demis

Kemalis


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